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China Ausgabe Nr. 49, 09. Oktober 2018

China

Im Jubiläumsjahr der 1968er wird oft vergessen, dass es damals neben den klassischen, autonomen Aktivist_innen auch viele, vor allem junge Leute gab, die sich für die Lehren der kleinen roten „Mao-Bibel“ begeisterten. Zahlreiche maoistische Gruppen erblickten das Licht der Welt und setzten sich ausgiebig mit politischen und kulturellen Entwicklungen des kommunistischen China auseinander. Kurzgefasst lautete die Frage: Was können wir von der politischen Theorie und Praxis der Volksrepublik für die Kämpfe im Westen lernen? Die Beschäftigung damit ist aus vielerlei Gründen noch immer hochaktuell. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Ära Mao Tse-tung ist die Kommunistische Partei China nach wie vor an der Macht. Der Übergang vom Staatssozialismus zur wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft ist allerdings höchst erfolgreich durchgesetzt worden. China ist im Herzen des Kapitalismus angekommen. Nicht zuletzt profitieren auch die Global Player in Deutschland und den USA – trotz erwähnter Animositäten – von den Möglichkeiten, nach China zu expandieren und dort in lukrativen Joint Ventures mit staatlichen Betrieben Automobile zu produzieren, Staubsauger herzustellen oder Wolkenkratzer zu bauen. Die Wirtschaft wächst. Der Staat investiert in Infrastruktur und ökologische Modernisierung und scheint auch mittel- und langfristige Pläne für seine Entwicklung zu haben. Gleichzeitig verschärfen die Widersprüche des Kapitalismus die Widerstände gegen die Ausbeutungsverhältnisse im Land. Die Konsequenz: Tausende Menschen organisieren sich. So geschehen bei großen, informellen Streiks wie den jüngsten Leiharbeiter_innenprotesten bei VW und bei Arbeitsniederlegungen oder Blockaden von Millionenprojekten. Die Aktivst_innen schreiben gegen ihre entrechtete Lage als Wanderarbeiter_innen an oder sind in linken politischen Strukturen jenseits der kommunistischen Staatspartei organisiert.

Uns interessieren kritische Blicke in Politik, Ökonomie, Literatur, Kunst und Alltagsleben. Wir fragen nach: Welche historischen und politischen Entwicklungen hat China durchgemacht – von der planwirtschaftlich organisierten Lebensweise Maos zum Transformationsprozess der 1980er Jahre bis hin zu einem kapitalistischen Großprojekt mit geopolitischen Langzeitstrategien? Vor welchen Herausforderungen steht die chinesische Arbeiter_innenbewegung, welchen Repressionen ist sie ausgesetzt? Welche Lehren können aus ihren vielfältigen Kämpfen gezogen werden, auch mit Blick auf die globalen Kräfteverhältnisse? Welche Bedeutung hat der aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und China – und wann wird Trump endlich einen eigenen China-Remix veröffentlichen?

Viel Spaß beim kritischen Lesen!

Nicht vergessen: Unsere nächste Ausgabe ist eine Jubiläumsausgabe. Wir erscheinen bereits zum 50. Mal! Wir haben das feine Thema „Revolution“ hierfür ausgewählt und freuen uns noch auf Rezensionsvorschläge – insbesondere von nicht-männlichen Autor*innen! Meldet euch mit einer kurzen Begründung und einem Vorschlag unter redaktion@kritisch-lesen.de.

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